In welcher Situation hat dir was am Meisten geholfen?
Hast du Erfahrungen gemacht, welche du bereit bist zu teilen und somit anderen zu helfen?
Ich freue mich sehr auf eine Kontaktaufnahme unter fabienne@owell.ch!
Vielen herzlichen Dank!
Erster Bericht: Ich war 19 Jahre alt...
.... Ich hatte einen Freund und hab mich für eine Frau von ihm getrennt und dann machte es seine Runde. Es fing schon früh an das mein Interesse an Frauen grösser war aber ich hab mich nie getraut. Dann machte ich sehr schlechte erfahrungen mit Männern was mich dann mehr zu den Frauen trieb.
Alles haben ganz ruhig reagiert und gesagt: das haben wir uns schon immer gedacht, jedoch meine Mutter hat 2 Monate lang kein Wort mehr mit mir gewechselt. Auf der einen Seite war es eine totale Befreiung und auf der anderen Seite war ich traurig wegen meiner Mutter.
Heute gehts mir sehr gut. Alles kennen mich so wie ich bin und man siehts mir auch an, aber ich verstecke auch nichts mehr. Ich lebe mein Leben wie ich bin und ich mich gut fühle.
Zweiter Bericht: Ich war 52 Jahre ...
....Ich war 26 Jahre mit meinem Ex zusammen und davon die letzten 2 Jahre eine Freundin mich aber wegen der Kinder nicht geoutet. Davor immer wieder Kontakt mit Frauen zusammen mit meinem Ex deshalb gedacht ich bin bi. Als ich meine jetzige Frau kennengelernt habe habe ich mich getrennt und geoutet. Meine Kinder hatten am Anfang Schwierigkeiten damit vor allem mein Sohn und blieben beim Vater. Jetzt lebt meine Tochter bei uns und ist glücklich. Meine Mutter (und einige meiner Verwandten) redet seit der Trennung nicht mehr mit mir, da ich krank bin, aber eine Therapie würde helfen. Ansonsten hatte mein Umfeld keine Probleme damit. Es war für mich eine große Befreiung und ich weiß endlich was richtige Liebe ist. Ich lebe offen damit.
Dritter Bericht: Man muss oder kann sagen, dass...
....ich in meinem Leben 2 offizielle Outings hatte. Wobei ich das schwierig zu definieren finde da man immer neue Leute kennenlernt und sich vor denen eben auch outet. Deswegen offizielle Outings 2. Das erste war mit ca 14 oder 15 als bisexuell. Habe es ziemlich kurz und knapp gemacht und meinen Eltern damals meine Freundin präsentiert. Meine Mom kam damit eigentlich relativ gut klar nur mein Dad war da sehr skeptisch, das typische das ist nur eine Phase etc, er wollte und konnte es, bis heute, nicht wirklich akzeptieren. Danach kam dann eine ziemlich holprige Zeit in meinem Leben, ein auf und ab mit aus dem gewohnten Umfeld gerissen, komplett neues Land das man nur aus den Ferien kennt, neue Schule keine Freunde und am schlimmsten keinen emotionalen Rückhalt durch meine Familie, keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter und Großmutter, welche dann auch verstorben sind. Meine Mutter konnte ich davor zumindest noch sehen. Mit 18 konnte ich mich dann aus den kalten Klauen reißen die mich zurück gehalten hatten so zu sein wie ich bin, tief im Inneren wusste ich schon lange das ich auf Frauen stehe aber ich könnte es mir bis vor 2 Jahren nicht selbst eingestehen, vielleicht lag es mitunter auch daran das aus dieser nicht ganz leichten Zeit eine Tochter resultiert welche bei meinem Outing ca 2,5 oder 3 Jahre alt war. Und irgendwann kam es dann 2017 zu der Situation das gefragt wurden was es dazu braucht um glücklich zu sein. Ich konnte die Frage nur mit "den Mut etwas das ich schon lange weiß auszusprechen" beantworten. Das hat irgendwie nen Schalter umgelegt, paar Tage später habe ich mir meine Haare die über die Brust reichten auf Schulterlänge abgeschnitten und letzten Endes ganz kurz geschnitten. Das war so das optische Outing was dann zum mündlichen Outing führte. Mittlerweile lebe ich zusammen mit meiner Tochter in Baden Württemberg führe seit 2,5 Jahren eine Beziehung mit der wundervollsten Frau und bis auf ein paar Baustellen würde ich mich als glückliche Frau bezeichnen. Ich habe im letzten Jahr viel erreicht und gehe nun Schritt für Schritt weiter in Richtung Zukunft.
Vierter Bericht: Ich bin mittlerweile 37 und seit...
...ca. 3 Jahren vollkommen geoutet als Lesbische Frau hatte Glück im Unglück. Als geborene Muslima vom Balkan dachte ich immer, es wird ein sehr schwieriger Weg werden. Jedoch hat meine Familie mein Outing sehr gelassen genommen sind aber immer noch am hoffen, dass "normal" werde. Was normal auch heissen mag. Meine beste Freundin hatte sich eine Zeit lang zurück gezogen gehabt, weil sie Angst hatte ich würde sie anbaggern oder sonstiges. Ich war sehr lange damit beschäftigt den Menschen Rede und Antwort zu stehen bis ich mich entschieden habe zu sagen: Ich steh auf Frauen PUNKT. Mittlerweile gehe ich mit erhobenem Haupt und stehe dazu, jedoch braucht es echt Mut und Stärke weil unseres Umfeld nach wie vor sehr eingeschränkt ist bei solchen Themen.
Fünfter Bericht: Ich war 16 als ich mich geoutet habe...
...Ich habe ungefähr mit 15 gemerkt, dass mich Jungs nicht wirklich interessieren. Mit dem Thema Homosexualität habe ich mich vorher nie beschäftigt, aber von einen auf den anderen Tag wollte ich mehr drüber wissen. Ich habe angefangen Videos im Internet anzugucken und irgendwann habe ich im Internet ein Mädchen kennen gelernt, die sich bereits geoutet hatte. Wir haben stundenlang telefoniert und geschrieben. Ich war verknallt und wollte sie besuchen fahren. Um das vor meiner Familie zu begründen, habe ich beschlossen die Wahrheit zu sagen. Ich erinnere mich genau an das Gespräch mit meinen Großeltern. Ich sagte ihnen, dass das Mädchen nicht eine Freundin, sondern meine Freundin sei. Meine Oma fragte "stehst du jetzt auf Frauen? ". Als ich ja sagte, sagte mein Opa "Ich auch, High five". Ich war unendlich erleichtert und dankbar für die Reaktion. Sie waren immer offen und haben meine Freundinnen so herzlich aufgenommen, wie die Freunde meiner Schwester.
Heute bin ich seit 6 Jahren in einer Beziehung und seit 2 Jahren verheiratet mit meiner Frau. Wir haben 2 Söhne. Wie bereits erwähnt, nimmt meine Familie uns so wie wir sind und es fühlt sich richtig normal an. Nach der Geburt unseres ersten Sohns, hat sich jedoch rausgestellt, dass der neue Mann meiner Mutter ein sehr großes Problem damit hat, dass 2 Frauen ein Kind groß ziehen. Ich habe mich sehr darüber geärgert und war unglaublich wütend. Die Beziehung zu meiner Mutter hat darunter ziemlich gelitten, da sie die Kinder nie zu sich nehmen darf und sie uns sehr selten besucht. Letztes Jahr hat sich meine Familie dann hinter mich gestellt und den Mann meiner Mutter für alle Familientage, wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern ausgeladen. Mir bedeutet es viel, dass ich mich so auf sie verlassen kann und dass die Liebe stärker ist als der Hass.
In meinem Beruf bin ich generell vorsichtig, wem ich von meiner Sexualität erzähle. Mittlerweile arbeite ich seit 2 Jahren bei einem Arbeitgeber, der sehr tolerant und weltoffen ist. Fast jeder meiner Kollegen kennt meine familiäre Situation und wir tauschen uns über Kindererziehung und Herausforderungen als Eltern aus. Als wäre es das normalste der Welt, dass ich eben mit einer Frau 2 Kinder habe.
Dass es sich normal anfühlt ist mir wichtig, denn für mich ist es Normalität. Manchmal fordern mich Situationen heraus, in denen ich das Gefühl bekomme, dass ich mich erklären muss. Es beginnt bei Kleinigkeiten, wie die Frage beim Arzt "Wer ist denn die Mutter?". Noch schwieriger finde ich es, wenn ich jemandem erzähle, dass ich mit einer Frau Kinder habe und dann die Frage kommt "Darf ich fragen wie ihr das gemacht habt?". Ich sehe mich irgendwie nicht als "Lesbenbotschafter", die der Welt erklärt, wie das mit der Homosexualität unter Frauen funktioniert.
Sechster Bericht: Ich war bei meinem Outing 19...
...ich wusste selbst nicht was mit mir los ist gemerkt habe ich es viel früher aber ich dachte ich bilde mir das ein. Als ich merkte das ich es mir nicht einbilden hab ich es meinen Eltern erzählt meine Mutter nahm es gelassen und mein Vater ist voll ausgetickt, weil das nicht die norm ist. Mir hat es gut getan das es dann alle wussten. Ich lebe damit sehr offen wenn ich wo neu hinkommen und mich jemand fragt rede ich offen darüber weil mir inzwischen egal ist was änder von mir denken.
Siebter Bericht: Ich wusste schon mit 14 Jahren...
...dass ich auf Frauen stehe. Ich habe trotzdem geheiratet und ein Kind bekommen. Ich war von Anfang an ehrlich zu meinem Mann und so war die Scheidung kein Problem. Nach der Scheidung fühlte ich mich trotzdem befreit und habe mich bei denen die es noch nicht wussten geoutet . Dadurch habe ich viele Freunde verloren aber heute weiß ich das es keine Freunde waren. Heute bin ich glücklich verheiratet und wir haben 5 Kinder und vier Enkel.