In welcher Situation hat dir was am Meisten geholfen?
Hast du Erfahrungen gemacht, welche du bereit bist zu teilen und somit anderen zu helfen?
Ich freue mich sehr auf eine Kontaktaufnahme unter fabienne@owell.ch!
Vielen herzlichen Dank!
Erster Bericht: Ich hatte in der Arbeit eine Zwischenposition...
.... zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung und war für Personalentscheidungen u. a. zuständig. Da die GF leider oft Entscheidungen wieder rückgängig gemacht hat oder das Arbeitsrecht umgangen hat, fand ich mich in einer moralischen Zwickmühle. Dazu kam Erreichbarkeit über das Arbeitshandy auch am Abend und am Wochenende. So hatte ich quasi nie Feierabend.
Zudem habe ich mich extrem schlecht ernährt tagsüber, oft das Essen vergessen und dann für die Energie kleine Snacks genascht und auch zu wenig getrunken. Das hatte ich total unterschätzt und Magenprobleme bekommen. Die Magenprobleme kamen dann aber auch morgens, da ich dann teilweise Angst hatte in die Arbeit zu gehen und auf die nächste Katastrophe zu stoßen. Am Ende hat auch meine Leistung natürlich darunter gelitten und ich habe selbst Fehler gemacht.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?
Alle waren zum Glück sehr verständnisvoll. Sogar mein Chef anfangs. Meine Familie und mein Mann standen 100% hinter mir.
Was hat dir am meisten geholfen?
Dass meine eine Kollegin sich auskannte und im Endeffekt mir dazu geraten hat, die Reißleine zu ziehen. Geholfen haben mir auch Literatur über Burnout und dass ich schnell eine Therapeutin hatte, die mir zudem einen Platz in einer psychosomatischen Klinik verschaffte.
Das Schwierigste war zu akzeptieren, dass das Burnout nur die Spitze vom Eisberg war und ich durch jahrelange Depressionen und falsche Ernährungsgewohnheiten zuvor bereits die negativen Grundsteine gelegt hatte.
Ich höre meistens auf kleine Anzeichen der Erschöpfung und gönne mir viele Pausen. In die (neue) Arbeit bin ich mit nur 25h eingestiegen und merke, dass mir das erst mal reicht.
Achso und zum Körper: ich mache endlich wieder Sport.
Zweiter Bericht: Mein Burnout kam schleichend ab dem Zeitpunkt, wo mein Kind ca. 2 Jahre alt...
... und mein damaliger Freund sich von mir abwendete. Man muss dazu sagen er ist starker Narzisst. Er liebte mich nie, nutzte mich nur aus und wenn was schief gelaufen war war ich schuld. Das nagte immer mehr an meiner Psyche denn alles hing schlussendlich an mir: Haushalt, Kind und dessen Erziehung, Haus und Umschwung. Nebst all dem musste ich arbeiten gehen erst 20% und steigerte dies innert 5 jahre auf 60%. Das Auto lief auf mich auch Versicherungen musste ich selbst bezahlen. Auf gut Deutsch: nebst Kind, Haushalt und Arbeit kamen mir die finanziellen sorgen, denn ich arbeitete auf stundenbasis und somit quasi zu tode mit 60%. Ja ich begann immer weniger zu essen, wenn dann Fastfood, immer ungesünder und zu Zeiten wo man keinen Hunger hat. Ich musste mich also zwingen zu essen. Das ging über 4 Jahre so bis mein Körper nicht mehr konnte. Alles was im Blut nachweisbar ist war sooo tief gesunken, dass es nur noch wenig bis teilweise gar nicht mehr vorhanden war. Der Notfallarzt damals sagte mir: ich hätte so ohne Hilfe so noch 6 Monate gelebt dann wäre definitiv aus gewesen. Dies rüttelte mich krass wach.
Mein Umfeld wusste nicht wie reagieren aber alle versuchten zu helfen. Die einen boten Freizeitangebote an, andere Hilfe im Haushalt, wieder andere sprachen mit mir.
Sofort geholfen hat mir das komplette aus. Job kündigen, Freundschaft zum damaligen Freund kündigen und ausziehen. Danach besuchte ich psychologisches Coaching. Dies half mir enorm.
Das Schwierigste war und ist immer noch für mich: Haushalt zu führen. Ich mach es nicht gern und mittlerweile kann ich mich sogar schlecht aufraffen dafür.
Heute: ich bin extrem achtsam geworden, geniesse jeden Monent und jedes Detail der Natur. Denn ich weiss nun das Leben zu schätzen weil ich weiss, wie krass schnell es vorbei sein kann. Ich bin sehr empathisch und sehr intuitiv. Desshalb spüre ich nun bewusst was mir guttut und was nicht. Ich liebe Momente draussen im Wald, am See, am Bach. Ich schaue und höre sehr auf den Körper. Hab ich Schmerzen gehe ich der Sache auf den Grund: warum? Und versuche mich positiv zu stimmen.
Dritter Bericht: Zu meinem Burnout kam es...
... durch Mobbing der Ex-Chefin, die eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat.
Ich war bis zum Burnout im Oktober 2015 als Kinderpflegerin in einer privaten Kinderkrippe tätig.
Meine Frau, meine Mutter und enge Freunde waren sehr besorgt um mich. Ich habe in den ersten 10 Tagen damals 10kg an Gewicht verloren, weil ich nur ganz kleine Portionen essen konnte und mir einfach nur elend war.
Die damaligen Kolleginnen haben sich nicht mehr gemeldet, weil die einfach froh waren, dass sie selbst nicht gemobbt werden.
Und obwohl Alle wussten, dass mich die Chefin aufs übelste mobbt, hat sich keine von den Damen auf meine Seite gestellt. Sobald die Chefin zur Tür raus ist, haben die Alle geschumpfen, wie böse sie doch sei und das so jemand eigentlich nicht mit Kindern arbeiten dürfte.
Aber als es dann darum ging, sich mal gegen sie zu wehren und was für die Kinder zu schaffen, wusste plötzlich keine von den Damen mehr, was diese Person für fiese Sachen gemacht hat
Was mir auch aufgefallen ist, viele Menschen tun Burnout immer noch ab, dass man doch spinnen würde.
Als Betroffener wird man belächelt und es ist ein absolutes Tabu-Thema
Vierter Bericht: Ich wurde 2018 Vater...
... Das Kind war nicht geplant, trotzdem war die Freude darüber natürlich riesig, weil ich mir immer Kinder gewünscht hatte.
Zu der neuen Rolle als Vater mutete ich mir selbst zu viel zu, da ich sehr ehrgeizig bin. Ich arbeitete Vollzeit (der Job machte bzw macht mir einfach keinen Spaß - meine Chefin ist ein lieber Mensch aber sie trifft Aussagen die teilweise nicht in Ordnung sind oder auch verletzen und setzt Leute unbewusst unter Druck), machte mich nebenher selbständig und begann ein Fernstudium. Dazu war ich Alleinverdiener und wusste ich muss das Geld ran bringen. Da Sport für mich schon immer ein Ausgleich war, schob ich mein Workout auf morgens vor der Arbeit damit ich abends mehr Zeit für die Familie hatte. Ich stand also um 4:30 auf, war um 6 Uhr im Gym und ging danach in die Arbeit. Kam dann gegen 17:30 - 18 Uhr heim, hatte etwas Zeit mit der Family und arbeitete dann noch ab ca 21 Uhr. Da ich irgendwann merkte ich schaffe das alles nicht reduzierte ich meinen Schlaf auf ca. 4,5 Stunden ohne eine Aufgabe oder Tätigkeit aufzugeben. Außerdem lies ich mich zu dem Zeitpunkt extrem von außen steuern und reagierte einfach nur noch ohne aktiv selbst zu entscheiden wann ich mich mit jemandem treffe oder spreche. Letztendlich war ich eine Maschine die einfach nur ausführte und alles möglich machte.
Der schwierigste Part war es meiner Partnerin zu sagen. Sie konnte es erst nicht verstehen was genau mein Problem war ... ich konnte es ja selbst nicht. Sie versuchte mir aber zu helfen, allerdings wusste sie auch da nicht wie genau. Ansonsten hat mein Umfeld teilweise positiv (verständnisvoll) reagiert. Leider habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass viele für einen depressiven/erschöpften Zustand kein Verständnis aufbringen können oder wollen. Viele dachten nach ein paar Wochen wäre das wieder weg oder es kamen gut gemeinte Ratschläge wie “Ja lass dich halt nicht mehr so stressen“.
Am meisten hat es mir geholfen in die Natur zu gehen und mich mit mir selbst zu beschäftigen. Ich habe viel Persönlichkeitsentwicklung betrieben. Außerdem habe ich eine Bekannte die selbst jahrelang psychische Probleme hatte und mich endlich verstand.... Zudem recherchierte ich viel über ein in Deutschland nicht zugelassenes Medikament. Dieses testete ich (selbstständig) und bin mir sicher das es maßgeblich dazu beigetragen hat mich vom Sofa hoch zu holen und Dinge anzupacken.
Das Schwierigste war die ersten Tage einfach mal nix zu tun... ohne schlechtes Gewissen Fernsehen oder schlafen. Alte Gewohnheiten ablegen oder ändern. Mehr auf meinen Körper zu hören. Auch zu sagen es ist okay mal nicht alles geschafft zu haben .. 3 Sachen von einer to-do Liste sind immer noch besser als gar keins. Und vor allem auch jetzt nicht die Hoffnung verlieren wenn unvorhergesehene Dinge passieren, die einen aus der Bahn werfen.
Heute höre ich viel auf meinen Körper. Inzwischen habe ich 2 Kinder und weiss das die Gesundheit das Wichtigste ist. Ich bin viel in der Natur, das beruhigt mich. Ich plane mir kurze Phasen von maximal ein paar Tagen ein in denen ich Power gebe und dann aber auch wieder Ruhephasen habe. Das wichtigste ist die Erholung... der Mensch kann gut mit Stress um gehen - aber uns fehlen viel zu oft Ruhe und Erholungsphasen. Man verwechselt schnell mal TV oder Handy am Abend mit erholen und ausruhen.... Ansonsten arbeite ich nach wie vor viel mit mir und an mir (und meiner Persönlichkeit). Ich merke das mentale Stärke oft entscheidend ist. Und natürlich weiss ich jetzt auch wo meine Grenzen sind und dafür bin ich dankbar.
Fünfter Bericht: Ich bin Lehrerin an einer Oberschule...
... Zum Burnout kam es durch die hohe Arbeitsbelastung (kaum noch einen Abend vor 21.00 Uhr zu Hause) dank Inklusion - das Verhalten der Schüler wurde immer schlimmer, von denen bin ich ganz ordentlich gemobbt worden. Nachdem die körperlichen Symptome immer schlimmer wurden, stellte der Arzt das Burnout-Syndrom fest und seit Beginn dieses Schuljahres bin ich krank geschrieben.
Meine Kollegen und die Schulleitung kennen nur die körperlichen Symptome. Ich habe ihnen nichts vom Burnout gesagt. Leute, mit denen ich geredet habe, reagierten durch die Bank weg mit Verständnis.
Am meisten hilft mir mein Dudelsackspiel, so dass ich dies gern hauptberuflich machen würde.
Die Antwort für die Öffentlichkeit: Dass ich Dinge mache, die ich gern mache und die Schule im Moment völlig ausgeklammert habe).
Das Schwierigste ist eigentlich das schlechte Gewissen der Schulleitung und den Kollegen gegenüber. Aber andererseits wenn ich meine Schulmails bekomme und sehe, was da für eine Arbeitsbelastung ist, wird mir ganz anders, so dass ich meinen Schülern-Mailaccount wohl deaktivieren werde.
Heute: So lange bin ich ja noch nicht krank geschrieben und ich habe noch einen langen Weg zu gehen. Ich weiß nur, dass es bei mir in Richtung „Neuorientierung“ gehen wird. Ich kann mir diesen aufreibenden Schuljob nicht mehr antun, ohne gänzlich vor die Hunde zu gehen.
Sechster Bericht: Wie es dazu kam...
...kann ich nicht genau sagen. Es ist ein schleichender Prozess. Wie Nebel, der dich langsam umgibt und dich irgendwann völlig verschlingt und dich nichts mehr sehen lässt.
Vermutlich war der Hauptauslöser mein Jobwechsel, der damit verbundene Umzug, die wöchentliche Pendelei von über 600km zu meinem Mann, Familie und Freunde.
Zunächst hat es niemand mitbekommen, nicht mal ich selbst. Ich würde launischer, weniger belastbar, verzweifelte schon bei Kleinigkeiten die nicht klappten, wie z.B. Kaffeepulver verschütten. Da ich aber alleine bin und nur an den Wochenenden meine Familie,Mann, Freunde sehe blieb das lange verborgen.
Es kamen irgendwann vermehrt aussagen, dass meine Fröhlichkeit, mein Lachen, meine Offenheit kaum noch da sind und mein Mann hat dann den ersten Zusammenbruch miterlebt und mich dann zum Arzt gebracht. Woraufhin dann die Diagnose kam.
Was mir geholfen hat, war der enorme Rückhalt den mein Mann mir gegeben hat. Jemanden zu haben der einen auffängt und nicht urteilt über dich, das ist gold wert.
Das schwierigste war (und ist) mir selbst einzugestehen, dass der Arzt und mein Mann recht haben mit der Krankheit Depression und das diese Krankheit mich zu keinem schwachen Menschen macht. Depression/Erschöpfung/Burn-out kann man nicht sehen, man trägt keinen Gips, läuft nicht mit Krücken, hat keinen Verband.... aber all das heißt nicht, dass es nicht weniger schlimm ist oder man dadurch weniger Berechtigung hat zu klagen, weinen, Mitleid zu erhalten.
Ich tue mich schwer damit es als Krankheit zu sehen und mich berechtigt zu sehen Hilfe zu bekommen und auch Mitleid meiner Familie zu erhalten.
Heute habe ich ein viel besseres Körpergefühl, ich achte auf die kleinsten Veränderungen und reagiere sofort. Nehme mir genug Auszeiten, bewege mich viel und suche die Entspannung in der Natur. Da kann ich den kopf frei bekommen. Und ich rede direkt über alles mit meinem Mann, sodass er weiß was in mir vorgeht und entsprechend Hilfe anbieten und mich unterstützen kann.
Siebter Bericht: Ich arbeite jetzt seit fast 40 Jahren...
...ganztags als Erzieherin.
Die letzten 2 Jahre waren sehr anstrengend für mich. 12 Kinder im Alter von 1 -3 Jahren alleine mit einer Hilfskraft und Praktikantin zweimal die Woche.
Körperliche Beschwerden, Nackenschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen würden immer schlimmer. Dazu kamen psychische Dinge: Erschöpfung,, Angstzustände, Weinkrämpfe, Panikattacken.
Mein Mann stellte mich irgendwann vor die Entscheidung: Arbeit oder Familie. Ich bin z.Z. krankgeschrieben, nachdem ich es mehrmals wieder probiert habe zu arbeiten. Es geht aber nicht.
Ich fühle mich im Moment besser.
Ich versuche, was für mich zu machen.Lesen, Sport, spontan Kurztrips mit meinem Mann.